Es gibt eine Reihe von Dingen, die ich schon lange ausprobieren wollte – 3D-Drucke zum Beispiel. Ich weiß nicht, wie es Euch ergeht, aber ich finde 3D-Drucker faszinierend: die Möglichkeit, Objekte zu entwerfen und zu beobachten, wie diese anschließend von alleine entstehen… Als ich mich vor drei Jahren entschloss, einen zu erwerben, hatte ich aber vor allem ihr Potenzial für meine Pappmaché-Kreationen vor Augen. Hat sich die Anschaffung gelohnt? Ein Erfahrungsbericht.
Anfangs musste ich erstmal lernen, individuelle Formen zu erstellen, und zwar in vielen kleinen Schritten. Genutzt habe ich dafür Tinkercad, ein Software-Programm, das online gratis angeboten wird. Mit ein paar Tutorials war ich bald so weit, meine Vorstellungen umzusetzen. Es ging mir zunächst vor allem darum, Werkzeug für meinen Schmuck zu konzipieren. Wie sich bei der Anwendung herausstellte, sind mir hin und wieder ein paar Denkfehler unterlaufen, aber nach einigem Kopfzerbrechen ist doch etwas Brauchbares herausgekommen: So haben mir die neuen Werkzeuge nicht nur erlaubt, meine Zeit leicht zu optimieren, sondern, und das ist viel wichtiger, die Zahl der missratenen Schmuckstücke zu reduzieren…!
Anfang dieses Jahres hatte ich schließlich ein neues Projekt. Wer einen Blick auf mein Portfolio geworfen hat, wird bemerkt haben, dass ich ein gewisses Faible für Lampen habe ;-). Ich hatte bereits 2022 zwei Lampenschirme für unser Wohnzimmer angefertigt, war aber nicht 100% zufrieden . Was ich wollte, war eine runde Ellipsenform und das zweimal möglichst identisch und idealerweise ohne, dass die Pulpeschicht aufgesägt und wieder zusammengeleimt werden musste. Woher nehmen? Luftballons oder Wasserbälle wären ideal gewesen, konnte ich aber in der gewünschten Form nicht auftreiben.
Natürlich habe ich an meinen 3D-Drucker gedacht. Es gab nur ein Problem: Bis dahin hatte ich mit sehr kleinen Elementen gearbeitet. Die Lampenschirme aber sollten jeweils 32cm breit und 18cm hoch sein, während die Platte meines Druckers selbst nur 22 cm2 maß… Meine Idee war daher, die Lampenform, auf der die Pulpe aufgetragen werden sollte, mindestens zu achteln und so anzuordnen, dass man die verschiedenen Teile anschließend einzeln entfernen konnte, ohne die Pulpeschicht zu beschädigen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Entwurf stand. Da mir diese Projektphase aber besonders viel Spaß gemacht hatte und die Form nicht nur für einen einzigen Lampenschirm gedacht war, empfand ich das als nicht weiter schlimm. Um so größer war das böse Erwachen, als ich die Druckparameter in die Software Ultimaker Cura eingegeben hatte und feststellen musste, dass für das Drucken eines Achtels ca. 24 Stunden nötig waren!!
24 Stunden ohne Unterbrechung… Man muss dazu wissen, dass das Drucken nicht gerade diskret ist und man den Vorgang auch hin und wieder kontrollieren muss. So habe ich versucht, die Einstellungen so zu optimieren, dass am Ende ca. jeweils 11-12 Stunden herausgekommen sind. Das Reduzieren der Dichte bzw. Stärke der Wände einerseits und der Stützen andererseits hatte natürlich negative Auswirkungen auf die Stabilität, wie Ihr in dem kleinen Video hier beobachten könnt…
Mit der Zeit verlor die Form teilweise ihre Bodenhaftung (was selbst das Entfetten der Platte mit Alkohol nicht verhindern konnte) und der geschmolzene Kunststoff (PLA), der Schicht für Schicht durch eine Düse aufgetragen wird und sofort aushärtet, verlor aufgrund seiner Instabilität buchstäblich den Faden. Durch die Verwendung von Patafix, um die wachsende Form erneut zu fixieren, konnte ich das Unheil immerhin gerade noch abwenden und musste nicht noch einmal von vorne anfangen. Eine recht eigenwillige Methode und alles andere als ideal! Für meine Zwecke reichte es jedoch aus und ich konnte die unregelmäßigen Wände später abschleifen.
Um nicht allzu viel Zeit zu verlieren, hatte ich zunächst beschlossen, nur eine Lampenhälfte zu drucken und hatte folglich 2 Pappmaché-Hälften nacheinander angefertigt, die ich nach dem Trocknen zusammenkleben wollte. Das war keine gute Idee, und eigentlich hätte ich es besser wissen müssen! Was passiert mit Pulpe, wenn sie trocknet? Sie schrumpft! Um beide Hälften zu einer Ellipse zusammenzufügen, hätte ich daher eine Art Zwischenring mit einer Breite von 1-1,5 cm herstellen müssen. Zu kompliziert…
Also habe ich in den sauren Apfel gebissen und nochmals eine Woche lang gedruckt (Wände + Gerüst). Was sich gelohnt hat, denn schließlich konnte ich die Form komplett zusammensetzen und nach dem Trocknen der Pulpe wieder von innen entfernen.
Für den zweiten Lampenschirm dauerte das erneute Zusammensetzen dann etwas länger, was auf die leichten Verformungen der einzelnen Kunststoffteile zurückzuführen war. Mit dickeren Wänden wäre das sicher nicht passiert, aber das Manipulieren, vor allem die Kraftanwendung beim Entfernen, hat leider zu Abnutzungen geführt. Nichtsdestotrotz ist auch die zweite Lampe sehr schön geworden :-). Die Unebenheiten konnte ich mit der Pulpe ausgleichen.
Fazit
3D-Drucke können bei ungewöhnlichen Formen helfen, wie man an den genannten Beispielen sehen kann. Wenn man bei der Wandstärke und Dichte spart, kann es beim Druckobjekt durch Krafteinwirkung zu Bruch bzw. zu Verformungen kommen. Bei größeren Gegenständen sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der zeitliche Aufwand beträchtlich ist und dann abschätzen, ob es sich wirklich lohnt – idealerweise sollte die Form für mehr als eine Anwendung dienen. Beim Drucken selbst können außerdem eine Reihe von Problemen auftreten: etwa, die Platte optimal auszubalancieren, damit der Kunststofffaden gleichmäßig aufgetragen wird, verstopfte Düsen oder beschädigte Elemente… um nur ein paar zu nennen. Geduld und die Bereitschaft zur Problemanalyse sind unabkömmliche Eigenschaften! Ich musste mich ein paar Mal zurückhalten, den Drucker nicht aus dem Fenster zu schmeißen. 😉 Aber bedauert habe ich meinen Kauf deshalb nicht…
Bei Recherchen im Internet bin ich übrigens auf einen Artikel von 2018 gestoßen, in dem erstmals von einem 3D-Drucker für Pulpe die Rede ist: entwickelt von einem jungen holländischen Designer, Beer Holthuis, der auf der Suche nach Alternativen zu Plastik war (siehe 3dnatives.com/en/paper-pulp-printer). Spannend! Viel mehr habe ich zu diesem Thema allerdings nicht gefunden – wahrscheinlich hapert es noch bei der Anwendung, und ich habe Zweifel, was die Resistenz anbelangt.
Und warum auf das Vergnügen verzichten, seine Hände in den Kleister zu tauchen? 🙂
Ich persönlich habe große Lust, meine Ellipsenform erneut zu nutzen, zur Abwechslung aber für eine andersfarbige Pulpe… Mal sehen, wie schnell ich alle Puzzleteile diesmal wieder vernünftig zusammensetzen kann!
Liebe Pappmaché-FreundInnen, ich hoffe, ich habe nicht an Euren Interessen vorbei geschrieben…Wenn Ihr selbst bereits Erfahrungen mit 3D-Drucken für Pappmaché-Projekte gemacht habt, würde mich das auf jeden Fall interessieren 🙂. Eine andere Sache, die ich schon lange ausprobieren wollte, ist das Herstellen von Silikonformen… eine Alternative???
Viele Grüße
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