Ein Puppenhaus aus Karton (2017)

24 Mrz 2023

Als kleines Mädchen habe ich es geliebt, mit Barbiepuppen zu spielen. Mein Vater hatte mir und meiner Schwester ein Doppelhaus aus Holz gezimmert – leider viel zu groβ, als dass es ins Kinderzimmer meiner Tochter gepasst hätte… Da sie aber meine einstige Leidenschaft für diese nicht totzukriegenden Kunststoffmannequins geerbt hatte, beschloss ich, die Familientradition fortzusetzen – nur diesmal mit Pappe

Das Haus hat meine Tochter überstanden und befindet sich mittlerweile – so kann’s gehen – in der Garage…! Hier also der Versuch, es dem Vergessen zu entreiβen: es macht tatsächlich viel Spaβ, für und mit seinen Kindern ein Zuhause in Miniaturformat zu schaffen – man sollte nur den Zeitwand nicht unterschätzen, denn es braucht ein gewisses Ausdauervermögen, o ja… aber wenn es dann irgendwann fertig ist, macht es richtig stolz! Was unsere Ausstattung betrifft, ist diese nichts für Puristen: sie reicht von Pappmachémöbeln, selbstgenähten Kissen und Sofaüberwürfen, von Salzteigfiguren, kleine Bildchen bis zu ein paar bereits vorhandenen Möbeln und Accessoires (Badewanne, Küchentresen und die bunte Holzkommode in der Küche).

…und so kann’s gehen!

Das Barbieprojekt spukte bereits eine Weile in meinem Kopf rum, als ich an einem verregneten Wochenende, mit zwei groβen Kartons von Ikea im Haus, Hals über Kopf beschloss, nicht länger zu warten. Daher fehlten mir – abgesehen von Erfahrung – bestimmte Materialien, was, wie ich fürchte, der Grund für notwendige Nachbesserungen war (siehe mögliche Fehlerquellen b, d, e, h, g unten…!). Wer also inspiriert ist und den Ehrgeiz hat, etwas Dauerhaftes zu schaffen, sollte idealerweise vorher dafür sorgen, dass folgende Materialien vorhanden sind:

Die Materialliste habe ich mir beim französischen Kartonmöbel-Blog camilleacarton abgeguckt, da nach meiner Vorstellung das Puppenhaus genauso stabil sein sollte wie die dort gezeigten Möbel.

1) Wände / Böden / Dach: Bevor man zum Cutter greift, sollte man sich einen genauen Bauplan aufzeichnen und die Maβe festlegen. Damit das Haus stabil ist, sollte man für die Mauern und das Dach Karton mit mindestens 2 Wellenlagen und für die Böden mit 3 einplanen. Laufrichtung vertikal für mehr Stabilität. Ich hatte nur Pappe mit einfacher Wellenlage, weshalb ich jeweils 2 Schichten Karton mit Vinylleim zusammengeklebt habe. Für eine gröβere Festigkeit ist es in diesem Fall ratsam, die zweite Pappschicht in anderer Laufrichtung aufzulegen (senkrecht auf waagerecht). Erst wenn diese Dinge geklärt sind, die entsprechenden Wände und ihre Öffnungen mit Hilfe des Cutters und des Metalllineals zurechtschneiden. Wenn man 2 oder 3 Schichten auf einmal schneiden möchte, ist eine Stichsäge hilfreich – die Pappe aber vorher mit etwas gummierten Pappierklebestreifen zusammenhalten. Da bei uns ein Rest Rehgipsplatte nutzlos rumstand, habe ich diese für den Boden im Erdgeschoss genommen, damit das Haus nicht so leicht umkippt. Es geht aber auch ohne, denke ich…

2) Zusammenfügen: Die zugeschnittenen Wände und Böden provisorisch mit Kreppklebeband verbinden (a). Da das nicht ganz einfach ist, sollte jemand zum Halten assistieren! Um die Böden leichter einsetzen zu können, habe ich vorher Pappstreifen an die Wände geklebt, auf denen die Böden aufliegen können (c).
Gummierte Papierklebestreifen zum Einfassen der Kanten und für die Verbindungen vorbereiten: sie sollten nicht zu lang sein (ca. 20-25cm maximal). Jeweils einen Streifen mit dem Schwamm anfeuchten – nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel! – und damit sofort die einzelnen Wände verbinden, die provisorisch durch das Kreppklebeband zusammengehalten werden. Unverzüglich glattstreichen. Da ich keine Papierstreifen zur Hand hatte, habe ich auch für die endgültigen Verbindungen und Kanten Kreppklebeband benutzt, wie man auf dem Foto unten sieht (b) und (d). Dies hat den Nachteil, dass die Verbindungen längst nicht so solide sind und die Kanten nicht so glatt wirken.

3) Mit Papier bekleben: Sobald alle Pappschichten fest mit einander verbunden sind, einen Vorrat an gerissenem Seidenpapier anlegen (geschnittene Kanten haften schlechter). Tapetenkleister nach Anleitung ansetzen. Mit dem Pinsel zunächst auf eine nicht zu groβe Kartonfläche auftragen und diese mit den Papierfetzen bekleben, die sich jeweils an den Rändern überlappen sollten. Diesen Vorgang so lange wiederholen, bis die gesamte Fläche bedeckt ist. Seidenpapier hat den Vorteil, dass man es im trockenen Zustand auf die eingekleisterten Flächen auftragen kann, während Zeitungspapier vorher angefeuchtet werden muss. Das ist nicht nur aufwendiger, sondern hat in meinem Fall auch, so mein Eindruck, durch erhöhte Feuchtigkeit dazu führt, dass der Karton sich ungewöhnlich stark krümmte… (e)! Das mag allerdings auch am Umstand liegen, dass ich die Wellenlagen beim Zusammenkleben der Kartonschichten nicht nur nicht kreuzweise angeordnet habe wie oben empfohlen, sondern zudem auch noch hoizontal ausgerichtet habe (h)… Eine Schwachstelle in der ganzen Konstruktion war vielleicht auch der zu schmale „Pfosten“ in der Mitte des Panoramafensters (g), der durch Einknicken nach mehreren Monate zu einer Schieflage führte. Allerdings habe ich die Kinder im Verdacht, aufs Dach geklettert zu sein… Da half nur noch eins: das Erdgeschoss mit MDF-Wänden zu verstärken!

4) Schadensbegrenzung: Der Phantasie zur Schadensbegrenzung sind keine Grenzen gesetzt. Zusammen mit meinem Mann haben wir uns, wie ich finde, eine sehr originelle Konstruktion ausgedacht, um der Krümmung im feuchten Zustand entgegenzuwirken 🙂 (f) Und wenn das alles nichts hilft, bleiben immer noch ein paar schmale, diskrete Holzleisten (i), um das ganze wieder in Form zu bringen…

5) Finition: Dès que la structure est complètement sèche, on peut la peindre avec un petit rouleau et un pinceau. J’ai commencé par une première couche blanche avant d’appliquer les couleurs finales. Pour les courageux qui n’en ont toujours pas assez, je recommande de la protéger et endurcir avec un vitrificateur. Moi, mal préparée comme j’étais, je n’en avais pas et j’y ai renoncé… Mais on apprend de ses erreurs, n’est-ce pas, et avant que les petits enfants arrivent, j’ai encore du temps pour m’améliorer! wink D’ailleurs, la famille B.Arbi n’a jamais perdu la bonne humeur et rayonne toujours!

5) Sobald die gesamte Struktur vollkommen trocken ist, kann die Acrylfarbe mit Pinsel bzw. schmaler Rolle aufgetragen werden. Ich habe mit einem Voranstrich in weiβ begonnen und erst anschlieβend  die endgültige Farbe genommen.

6) Für diejenigen, die dann immer noch nicht genug haben, empfehle ich, das ganze mit Parkettversiegeler zu schützen und zu härten. Diesen hatte ich nicht vorrätig und habe daher darauf verzichtet…

Aus Schaden wird man bekanntlich klug, und noch ist es Zeit, jede Menge Erfahrung zu sammeln, bevor die Enkelkinder für’s nächste vor der Tür stehen… 🙂 Familie B.Arbi hat sich übrigens zu keiner Zeit die gute Laune verderben lassen und strahlt nach wie vor!

 Falls ihr nun ganz heiβ darauf seid, gleich selbst loszulegen, hat sich derArtikel gelohnt! Viel Spaβ und bis bald!

 

Dieser Beitrag wurde erstmals 2017 auf meinem früheren Blog Pappenstiel veröffentlicht.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Osterflair (2021)

Der Frühling ist da, die Blumen blühen, Ostern steht vor der Tür und die Sonne scheint – da werden wir uns doch über einen neu verhängten Lockdown, eine (mal wieder) kurzfristig abgesagte Reise und Hiobsbotschaften ohne Ende nicht die gute Laune verderben lassen?!...

Bleibt zuhause und seid kreativ: Pappmaché mit Kindern (2020)

Was tun, wenn man kaum einen Fuβ vor die Tür setzen kann, die Kinder unruhig werden von zu vielen Videospielen and allen die Decke auf den Kopf fällt? Vielleicht kann der eine oder andere sich noch an Bastelnachmittage in seiner Kindheit erinnern, an die freudige...

2D – Skulpturen (2019)

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, mal wieder etwas anderes als Schmuck zu machen – zu lange haben sich die Ideen in meinem Kopf angestaut, als dass ich sie noch hätte ignorieren können… Auβerdem hatte ich groβe Lust, für etwas Überraschung zu sorgen! Ich...

Ich habe einen Vogel… (2018)

… ein kleiner fliegender Vogel, das würde unserer Inneneinrichtung gleich noch ein wenig mehr Poesie, Heiterkeit und Leichtigkeit verleihen, dachte ich. Nicht, dass wir schwermütig sind!! Aber nach einem langen Sommer steht der Herbst vor der Tür, die Tage werden...

Zimmer mit Meerblick (2018)

Ein Zimmer mit Meerblick… wer möchte das nicht?? Nun, das lässt sich einrichten – noch dazu zu einem Spottpreis und damit für jeden erschwinglich! Die teuerste Zutat ist wie immer: Zeit. Tante PPmaché meldet sich zurück nach Monaten der „Zeitlosigkeit“ – denn wer...

Familie Pappenstiel hat Nachwuchs (2018)

Es war eine etwas zähe Geburt, aber endlich ist es soweit – Tata PPmaché erholt sich von den „Strapazen“ 😉 und freut sich über das neue Familienmitglied! Etwaige Mängel werden von der glücklichen Mutter mit Nachsicht belächelt – zu lange Beine, zu unförmige...

IKEA HACK – All you need is… (2017)

Wenn man einen Blog über Pappmaché betreibt, muss man sich natürlich den entsprechenden Arbeitsplatz schaffen, klar. Was liegt also näher, als die beiden alten Ikeaschränkchen (einen habe ich von meiner Tochter abgestaubt) mit Zeitungspapier zu kaschieren? Nachdem das...

Wie man stylische Lampen aus Pappmaché macht (2017)

Irgendwann dachte ich, der alte Kronleuchter über dem Esstisch muss weg. Etwas Moderneres ist fällig – z.B. aus Pappmaché? Haha, natürlich, was für ’ne Frage. Also rumgewühlt in dem Vorrat, den ich mir in weiser Voraussicht für meine spontanen Einfälle angelegt habe...

Das kleine Boot – Lampe aus Karton (2017)

Es sollte ein Geburtstagsgeschenk  für einen fünfjährigen Jungen werden – eine Lampe in Bootsform – und  mit Feuereifer habe ich mich an die Arbeit gemacht. Aus geplanten 3 Stunden wurden schlieβlich 2 volle Tage, rechnet man alle Stunden zusammen – soweit zu meiner...

Kalimeras – Eierschalenlampen (2017)

„Diese Calimerolampen sind toll“, sagte meine Freundin, als sie die beiden Hängelampen in unserer Küche entdeckte. „Kalimero“, erwiderte ich geschmeichelt,“ also, die Marke kenne ich nicht“  und fuhr mit stolz geschwellter Brust fort , „habe sie selbstgemacht – aus...