Dass Pappmaché sich nicht nur für Do-it-yourself-Projekte jeglicher Art eignet, sondern auch in der Designerszene zunehmend an Attraktivität gewinnt, habe ich einmal mehr festgestellt, als ich mich nach geraumer Zeit mal wieder bei den Lampen umgesehen habe. Seit meinem letzten Beitrag vor zwei Jahren gibt es tatsächlich ein paar Neuheiten, die mich alten Deko-Fan schlicht begeistern.
Die minimalistischen Kreationen etwa von Polina Miliou, die heute in Los Angeles lebt, sind erfrischend anders, jung und innovativ. Wenn man sich ihre Lampen und Möbel aus Pulpe anschaut, erahnt man dahinter häufig ein verschmitztes Augenzwinkern der griechischen Designerin. Ich habe sie erst kürzlich entdeckt, und ihre Form- und Farbwahl hat mein Herz gleich ein paar Takte höher schlagen lassen, weshalb ich ihre Bow-Lampe auch für das Titelbild ausgesucht habe.
Polina Miliou – Squiggle IV, 2020
Polina Miliou – Peri, 2020
Recyceltes Papier, Mehl auf Pflanzenbasis und Gips sind die Zutaten für die raffinierten, organischen Bürolampen von Henri Dejeant. Dank einer Symbiose aus Handwerk und moderner Technik, die der in Béziers (Südfrankreich) ansässige Designer eigens für seine Lichtobjekte entwickelt hat, entstehen runde, glatt geschliffene Silhouetten, deren matte, nur mit Wachs behandelte Oberfläche Beton ähnelt. Ein echtes Designer-Highlight!
Henri Dejeant – Invider M
Henri Dejeant – Invider S
Geschliffene Pulpe in warmen Farbtönen zeichnet auch die neueste Wandbeleuchtung vom Studio CreaRe aus, die ebenso für ein künstlerisches Ambiente sorgt wie die Hängelampe „Sensi“. Die Kreationen der polnischen Designerin Maria Fiter, die in Barcelona zuhause ist, gleichen Skulpturen und kommen in einem minimalistischen Dekor phantastisch zur Geltung.
CreaRe Studio – Sconce lamp
CreaRe Studio – Sconce lamp
CreaRe Studio – Sensi III
In schlichtem Weißton gehalten sind die Tischlampen „Earth“, entworfen von der Designerin Marie Michielssen für SERAX. Die Formen sind einfach, aber wirkungsvoll und verbreiten einen gewissen Bohemien-Stil – besonders die geteilte Kugel hat es mir angetan!
SERAX / Marie Michielssen – Earth
Weniger ist mehr – in diesem Sinne möchte ich Euch auch die Papiermaché-Hängelampen nicht vorenthalten, die vom Designerteam des englischen Möbel-Studios Made.com entwickelt worden sind und sicherlich zu den günstigsten Design-Objekten gehören.
Made Studio – Dahlia
Was die Form von Yulia Yalanzhi Lampenschirmen betrifft, ist diese eher ein Klassiker unter den Pappmaché-Lampen – eine halbe Kugel mit gewollt unregelmäßigem Rand ist keine Neuheit. Die Originalität der ukrainischen Designerin und Künstlerin beruht auf Größe, Farbkombination und Anhäufung der Formen, entweder parallel, oder ineinander geschachtelt bis hin zu wirklich großen Objekten, die gerade in größeren Räumen einen tollen Effekt erzielen dürften.
Yalanzhi Objects / Yulia Yalanzhi – Malva
Yalanzhi Objects / Yulia Yalanzhi – Peony
Yalanzhi Ojects / Yulia Yalanzhi – Malva Graphic
Zu guter Letzt möchte ich Euch die Bulp-Lampen des holländischen Designers Mark Flipse vorstellen: Sie entstehen aus einer Mischung aus Pulpe und Salz. Durch Trocknen in einer Form entsteht ein Lampenschirm mit einer glatten, matten Außenseite und einer rauen Innenseite, in der das ausgefällte Salz sichtbar ist. Die Formen selbst können beispielsweise Eimer oder Schalen sein, wirklich interessant ist aber die entstandene Textur der naturbelassenen oder durch Pulver eingefärbten Pulpe, unterstrichen durch einen markanten Namen, der die Oberfläche wie ein Siegel prägt und ihnen Identität und Stil verleiht. Sie sind eine gelungene Mischung aus industriellem Look und Öko-Produkt, unprätentiös und sehr apart!
Mark Flipse – Bulp
Mark Flipse – Bulp
Ich weiß nicht, ob es Euch auch so geht wie mir: Ich liebe Lampen und bin allergisch gegen Provisorien, die man nur kauft, um die Zeit zu überbrücken, bis man endlich das Richtige gefunden hat. Und so stehen manchmal ausgediente Sachen seit Jahrzehnten bei mir rum, weil ich mich nicht entscheiden kann oder die zündende Idee noch nicht gefunden habe: Da sind etwa die alten Lampen in unserem Schlafzimmer, die ich seit unserem Umzug (vor 17 Jahren!) durch Neue ersetzen will – als Pappmaché-Tante natürlich mit dem Ehrgeiz, sie selbst zu machen und zwar stilvoll und einzigartig! Doch meine Entwürfe habe ich bisher noch immer verworfen und es fehlt schlicht die Zeit, Dinge auszuprobieren (man kann ja nicht überall sein, auch wenn ich mir das manchmal einbilde). Vielleicht sollte ich auch endlich einsehen, dass andere es besser machen, und mal in ein Designobjekt investieren – warum nicht in eines der hier vorgestellten? Soll ich? Wollt Ihr?
Schauen wir mal… bis dahin viele Grüße
Dieser Beitrag erschien erstmals am 08.03.2021 auf meinem alten Blog Pappenstiel.
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