„Wer hat schon von Dominique Donois oder Liat Yaniv gehört? Den Pappmachéverrückten sagen diese Namen sicherlich etwas – und wenn nicht, werde ich das sofort ändern und Euch ein paar ihrer Skulpturen zeigen, die ich ganz fantastisch finde! Es ist kein Zufall, wenn ich diese Künstlerinnen in einem Atemzug nenne, da beide in der naiven Kunst brillieren – und im Übrigen Bilderbücher für Kinder veröffentlicht haben. Sie arbeiten mit der Kaschiertechnik, die sich für diesen Stil hervorragend eignet, da es eine Technik ist, die bereits von kleinen Kindern angewandt werden kann mit zum Teil verblüffenden Ergebnissen. Hier wird die kindliche Originalität durch die Technik des Künstlers ergänzt, die Wahrnehmung seiner Umgebung durch den wohlmeinenden, häufig amüsierten Blick des Erwachsenen erweitert. Beim Anblick der überwiegend alten Mode, für die beide Künstlerinnen eine Vorliebe zu haben scheinen, fühlt man sich zudem plötzlich ein wenig an seine eigene Kindheit erinnert.
Trotz der Gemeinsamkeiten läuft man nicht Gefahr, ihre Skulpturen miteinander zu verwechseln, da jede ihren ganz eigenen Stil entwickelt hat. Hinter den Figuren der französischen Künstlerin Dominique Donois glaubt man häufig, die Träumereien eines kleinen Mädchens wahrzunehmen, das sich als Erwachsene vorstellt: die unübersehbar rosaroten Wangen der Frauen, ihr farbenfroher Kleidungsstil und sehr viel charmante Koketterie – „sö French touch“ eben – bilden ein unwiderstehliches Gesamtbild. Sie erfindet übrigens auch die Sets mit Puppen und Kleidung aus Papier neu… (ein Beispiel weiter unten).
Die israelische Künstlerin Liat Yaniv spielt vermehrt mit den Wahrnehmungen des vier – bis fünfjährigen Kindes und schafft eine etwas andere Welt, ausdrucksstark und berührend, die mich teilweise an die Geschichten des „Kleinen Nick“ erinnern. Man spürt den kindlichen Kummer, aber auch die Fröhlichkeit, und wenn man sich die Familienporträts in Schwarz-Weiß anguckt, die an alte Studioaufnahmen erinnern, hat man den Eindruck, dass der Fotograf nie den richtigen Augenblick erwischt hat, was sie um so interessanter und lebendiger macht… Sie benutzt übrigens eine Technik, die ich nirgendwo sonst gesehen habe: Wenn man ganz genau hinschaut, bemerkt man ein Mosaik aus ganz kleinen, farbigen Papierschnipseln (Zeitungspapier!), das die Malerei überflüssig macht und einen einzigartigen, sehr schönen Effekt erzielt…
So, ich will Euch aber nicht länger auf die Folter spannen, seht selbst…
Dominique Donois – Quelle flickr.com
Liat Yaniv – Quelle liatyaniv.com
Bis bald,
Dieser Beitrag erschien erstmals 2107 auf meinem alten Blog Pappenstiel.
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